Dienstag, 25. Juni 2013

Britische Krimis von Minette Walters

Zugegeben, die Bücher von Minette Walters sind schon eher Thriller als Krimis, und zwar Psychothriller. Und sie sind so gut, dass sie hier auf keinen Fall ausgelassen werden sollen!

Ich lese Bücher gerne in der Reihenfolge, wie sie von den Autoren geschrieben bzw. veröffentlicht wurden. Entsprechend habe ich zuerst "Im Eishaus" (engl. "The Icehouse") von Minette Walters gelesen - in diesem Fall auf Deutsch, weil ich mir das zufällig gerade von meiner Mutter ausleihen konnte. Zuerst hatte ich eher das Gefühl, einen Roman zu lesen, in dem es um verschiedene Vorurteile geht und um eine Vergangenheit, die einen nicht mehr loslässt. Ziemlich schnell entwickelte sich daraus aber ein wunderbar komplex gesponnener Thriller, der einen sehr zum Grübeln bringt darüber, wer hier auf welcher Seite steht, und wie viele Seiten es überhaupt gibt. Die Charaktere von Minette Walters sind psychologisch so großartig ausgestaltet, dass man gleichzeitig mit ihnen mitfühlt, sich über sie aufregt, sie missversteht und sich in vielen Situationen doch wieder mit ihnen identifizieren kann. "Im Eishaus" war bis zur letzten Seite spannend und ich bin jetzt schon ein Fan, obwohl ich noch einige Bücher vor mir habe ;)

Zur Info hier einmal den Buchklappentext der Taschenbuchausgabe von Goldmann:

"Handelt es sich bei der Leiche im Eishaus des englischen Landsitzes Streech Grange um die sterblichen Überreste des Hausherrn David Maybury? Seit zehn Jahren fehlt von ihm jede Spur, und für die Dorfbewohner gibt es nur eine Erklärung: Phoebe Maybury hat ihren Mann umgebracht. Daß sie sich seit damals mit zwei Freundinnen zu einer geheimnisvollen Lebensgemeinschaft auf dem Landsitz zurückgezogen hat, erhöht das Mißtrauen der Leute noch zusätzlich. Und auch Inspector Walsh ist überzeugt, Phoebe endlich den Mord von damals nachweisen zu können. Doch schon bald stellt sich heraus, dass der Fund der Leiche nicht genügt, um das dunkle Geheimnis von Streech Grange zu lüften..."

Da ich so begeistert war, habe ich mir gleich ein weiteres Buch geschnappt, diesmal "Der Nachbar" (engl. Titel "Acid Row"). Das war für mich nochmal eine Kategorie heftiger, was die psychologische Aspekte angeht, aber brillant und wahnsinnig spannend. Im Wohnviertel Bessindale Estate mit vielen sozialen Missständen und Problemen wie z.B. Drogenhandel und - missbrauch, Schlägereien und Alkoholismus gibt es trotz der Probleme ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Eines Tages sickert durch, dass ein Sexualstraftäter in das Viertel gezogen ist. Die Bewohner sind empört und tatsächlich verschwindet kurz darauf ein kleines Mädchen. Ein friedlich organisierter Protest artet aus in eine Straßenschlacht, die alle Regeln außer Kraft setzt und in Gewalttaten eskaliert. Und einige Charaktere, die so gar nicht den Vorstellungen eines "Helden" entsprechen, z.B. schwangere Frauen, die Alkohol trinken oder eben aus dem Knast entlassene Gauner, vollbringen Heldentaten. Das Buch stellt Schubladendenken auf den Kopf und geht auf viele aktuelle Fragen ein, z.B. die, ob Sexualstraftäter für die Öffentlichkeit einsehbar registriert werden sollten.

Auch das ist bei Minette Walters spannend: Ihre Themenwahl ist sehr vielfältig, aber sie spielt immer mit Vorurteilen und bringt einen zum Nachdenken, wer "gut" und wer "böse" ist und was es wohl dazwischen gibt.

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